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Mittwoch, 31. Oktober 2012

ein text zur freien klasse


Die freie Klasse stellt für mich einen Möglichkeitsraum dar, in dem verschiedene Fragen Platz finden. 
Für einige der Teilnehmenden steht die Untersuchung von kollektivem Arbeiten im Vordergrund. Für andere ist die freie Klasse eine (parasitäre) Plattform, in der Ressourcen, Raum und Kontakte der Akademie selbstständig für eigene Projekte genutzt werden können. 
Zwischen den einzelnen Prozessen, die seit dem Sommer 2011 stattgefunden haben, wechselt der Fokus von künstlerisch- ästhetischen Fragestellungen und institutionskritschem Arbeiten, von singulären und gruppenorientierten Ansätzen, von professionalen und affektiven Umgangsformen. 
Diese Unentschiedenheiten, die zugleich Freiraum für Veränderungen lassen, sind für mich ein wichtiges Merkmal der freien Klasse. 
Die Entscheidung zu wöchentlichen Treffen, in denen wir einander Zeit und Aufmerksamkeit geben, gibt diesen Uneindeutigkeiten einen Rahmen.
Zu diesem Rahmen gehört auch die Vermischung von freundschaftlichen und kollegialen Kontakten. Wir haben im Laufe der Zeit in der freien Klasse immer weniger zwischen beiden unterschieden, und ich finde dies einen spannenden Prozess. 
Neben der strategischen Arbeit in und auch gegen die Institution, in der sich die freie Klasse nach wie vor befindet, haben wir es hier mit einem Moment von Vertrauen und Offenheit zu tun. Die Vorraussetzungen dafür haben wir allerdings aus der politischen Entscheidung für die freie Klasse geschaffen. 
Dies bedeutet für mich eine Selbstverpflichtung zum Experiment. Es enthält die Bereitschaft, auch emotionale Präsenz und Zuwendung als Möglichkeiten kollegialer und kritischer Unterstützung anzusehen. So wie die Künstlerin Reneé Green in ihren Arbeiten den Vorstellungen nach einem besseren, tätigen und sinnvollen Leben nachgeht, stellt für mich die freie Klasse den Rahmen dar, diese Vorstellungen zu erkunden und ihnen in künstlerischer oder anderer Arbeit Form zu geben.

Text Denise Fragner, Bild Magdalena Fischer



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